Seit über 10 Jahren unterrichte ich Saxophon, junge Schüler, berufstätige Erwachsene - mein ältester Schüler hat mit 65 Jahren begonnen weil er zu seinem 66. Geburtstag seine Gäste mit einer Einlage überraschen wollte.
Lucca, einer meiner ersten Saxophon-Schüler, hat damals mit 8 Jahren bei mir angefangen. Vor ein paar Monaten hat er den wöchentlichen Unterricht schließlich gekündigt weil er nach dem Abitur zum Studieren ins Ausland geht. Im Laufe der Jahre lernt man nicht nur viel Saxophon, man lernt sich auch gegenseitig kennen, trifft die Familie, spricht über Judo-Meisterschaften und den Surf-Urlaub in Spanien.
Das Problem mit den Vorspiel-Abenden: die können ziemlich langweilig sein. Manche Eltern und Großeltern wollen eigentlich nur das eigene Kind spielen sehen und dann am liebsten schnell nach Hause. Ich habe beschlossen es anders zu machen: ab auf die Straße, Saxophon-Koffer hinstellen und los. Angefangen haben wir damit in der Weihnachtszeit (da sind die Passanten besonders spendabel), aber im Sommer macht es noch mehr Spaß wenn's draußen angenehm warm ist. Für uns alle ist das ein großes Abenteuer und bei keinem meiner eigenen Konzerte bin ich so nervös wie beim Auftritt meiner Schüler.
Wenn das Repertoire stimmt ('Pink Panther', 'Take Five' oder 'Bohemian Rhapsody' sind unsere Hits) dann kommen in einer Stunde schon mal 100 Euro zusammen (das gibt's beim Vorspielabend natürlich auch nicht).
Mir ist die Vorbild-Wirkung als Saxophon-Lehrer sehr bewusst. Ich will meinen Schülern den Spaß am Musikmachen vermitteln und das klappt in der Regel. Sie finden es gut, dass ich in erster Linie Berufs-Saxophonist bin, kommen hin und wieder zu meinen Konzerten. Ich lerne wiederum sehr viel von meinen Schülern: wie wächst man als Teenager heute auf, was sind die angesagten Bands/Youtuber/Apps und wie verwendet man Jugendwörter richtig (kleiner Tipp: am besten gar nicht!). Mein Fazit: wenn es mehr Menschen auf dieser Welt gibt, die wie meine Schüler ticken, brauchen wir uns um die Zukunft keine Sorgen machen.